Ich gab mir einen Ruck und klopfte an Dracos Zimmertür. Seit unserem Streit hatten wir uns nicht mehr gesehen, da meine Eltern mich wieder zu sich zurück geholt hatten und ich einige Aufträge für meinen Onkel zu erfüllen gehabt hatte. “Ja?”, fragte Draco von innen. Er klang irgendwie… hoffnungsvoll? Ich öffnete die Tür und betrat das Zimmer.
Dracos Sicht:
Die Tür schwang auf und Mary trat ein. Ungläubig starrte ich sie an, ich hatte fast nicht mehr gerechnet, sie wiederzusehen. Nach unserem Streit war sie einfach verschwunden und ich hatte sie wochenlang nicht gesehen. “Draco?”, Mary klang unsicher und mir fiel auf, dass ich sie immer noch anstarrte, als wäre sie ein Alien. Ich riss mich aus meiner Starre: “Mary!”
Mit zwei Schritten war ich bei ihr und zog sie in meine Arme. Sie gab ein überraschtes Keuchen von sich: “Draco! Ich bekomme keine Luft!”
Wiederwillig ließ ich sie los. Wir sahen uns einige Sekunden in die Augen, dann sagten wir gleichzeitig: “Es tut mir leid!”
“Vielleicht hast du recht.”, sagte ich traurig, “Vielleicht haben wir wirklich keine Chance.”
“Nein!”, widersprach sie schnell, “Gib die Hoffnung nicht auf. Wir haben eine Chance und ich habe einen Plan.”
Ich starrte sie überrascht an: “Wie sieht dein Plan aus?”
Ein diabolisches Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus: “Ich habe in den letzten Wochen ein paar Mal mit meinem Onkel gesprochen. Er ist sich sicher, dass es am Ende zu einer Schlacht herauslaufen wird.”
“Und dann?2, fragte ich vollkommen verwirrt. Sie lachte leise: “Das ist eigentlich ganz einfach. Wir wechseln die Seite.”
“Ganz einfach, ja?”, fragte ich ironisch. Sie verzog leicht den Mund: “Zugegeben, nicht wirklich. Wir könnten draufgehen. Aber ich finde, für die Freiheit lohnt es sich zu kämpfen.”
“Ja, du hast recht.”, gab ich zu. “Okay, hör zu.”, sagte Mary, während wir uns auf mein Bett setzten, “Wir ziehen bunte Alltagskleidung unter unsere Todesserumhänge. Wenn wir die Umhänge dann ausziehen und einfach für Potter kämpfen, wird es anfangs schwieriger sein, uns in der Menge auszumachen. Und alles andere wird sich dann schon fügen.”
Marys Plan hatte ziemlich viele undichte Stellen. Trotzdem nickte ich: “Okay, hoffen wir mal, dass wir nicht draufgehen.”
Sie lachte etwas nervös, sagte dann aber entschlossen: “Wir werden nicht draufgehen!”
Ich lächelte sie sanft an: “Ich liebe dich, vergiss das niemals.”
“Ich liebe dich auch.”, sagte sie lächelnd und beugte sich vor. Ich überbrückte den Abstand und küsste Mary.
Marys Sicht:
Mit dem anderen Todessern, neben meinem Onkel, stand ich vor dem Schutzschild, das Hogwarts umschloss. Voldemort hob den Zauberstab und brach mit einem Zauber das Schutzschild. Mein Onkel gab das Zeichen zum Angriff und alle Todesser stürmten gleichzeitig auf das Schloss zu. Ich suchte mit dem Blick nach Draco, konnte ihn aber nirgends entdecken. Im Schlosshof trafen wir auf die Verteidiger von Hogwarts. Augenblicklich entflammten kleinere Duelle und Kämpfe. Ich schlug mich zum Eingangsportal durch und versuchte dabei, so wenig Flüche, wie möglich abzuschießen. Auch im Schloss tobten Kämpfe. Ich Verbar mich in einer dunklen Nische, zog meinem Todesserumhang aus und legte einen Verbergungszauber über mein Dunkles Mal. Dann trat ich wieder aus den Schatten und griff in die Schlacht ein. Ich schleuderte Todesflüche und Schockzauber auf alle Todesser, sie mir in den Weg kamen und hinterließ eine Schneise aus starren. leblosen Körpern. Mein Plan funktionierte ganz gut. Die Kämpfer von Hogwarts beachteten mich kaum. Bis zur einstündigen Pause, die mein Onkel gewährte, kam ich durch, ohne viel mehr als ein paar Kratzer abzubekommen. Nachdem die Todesser verschwunden waren, suchte ich nach Draco. In einem der Gänge entdeckte ich drei rothaarige Gestalten. Als ich näher kam, konnte ich sie als Percy Weasley und die Zwillinge Fred und George Weasley identifizieren. Einer der Zwillinge (keine Ahnung, wer von den beiden, wer war) lag auf dem Boden. Seine toten, schokoladenbraunen Augen starrten ins Leere. sein Zwilling weinte so herzzerreißend, dass auch mir beinahe die Tränen kamen. Plötzlich sah Percy zu mir. Er wurde blass, wie ein Gespenst: “Du!”
Er hob den Zauberstab, doch der lag nach einem Schnellen Schnippen meinerseits in meiner Hand. “Du trägst eine Mitschuld an Freds Tod!”, brüllte Percy und sprang auf die Füße. Ich blieb ruhig: “Ich habe meinen Zauberstab heute gegen keinen der Euren gehoben. Ich habe die Todesser bekämpft.”
Percy schnaubte: “Die Nichte von Du-weißt-schon-wem hat die Seite gewechselt?”
In mir brodelte Wut, doch äußerlich blieb ich ruhig: “Nur weil der Dunkle Lord mein Onkel ist, darf ich mich nicht gegen ihn entscheiden?”
“Es ist deine Familie.”, sagte Percy entschieden. “Hast du dich nicht auch gegen deine Familie entschieden?”, fragte ich spöttisch, “Und für das Ministerium?”
“Bis ich erkannt habe, dass das falsch war!”, fauchte Percy. “Und ich habe auch erkannt, dass die dunkle Seite falsch ist.”, erwiderte ich und jetzt traten mir doch Tränen in die Augen. Als ich weitersprach, brach meine Stimme leicht: “Ich habe nach siebzehn Jahren endlich erfahren, was Liebe ist. Und für Liebe lohnt es sich zu kämpfen. Das habe ich jetzt verstanden.”
Percy nickte leicht und sah mich mitfühlend an: “Das tut mir leid.”
Ich nickte nur und warf ihm seinen Zauberstab zu. Dann ging ic weiter, um die Suche nach Draco fortzusetzen.
Dracos Sicht:
Mary kam mir auf dem Gang entgegen. Ich war erleichtert. Bis auf ein paar Kratzer war sie unverletzt. “Draco!”, rief sie erleichtert, als sie mich entdeckte und umarmte mich, “Dir geht es …”
Sie löste sich von mir und musterte verwirrt meine mit Ruß verschmierte Kleidung. “…gut.”, beendete sie ihren Satz dann lahm. Ich lachte leise: “Ja, mir geht es gut. Dir auch oder?”
Meine Frage war eher zur Sicherheit. Mary nickte. In diesem Moment ertönte Voldemorts magisch verstärkte Stimme, die verkündete, dass Harry Potter tot sei. Mary und ich wechselten einen geschockte Blick. Würden wir gleich sterben? Marys Miene wurde entschlossen und ich nickte ihr bestimmt zu. Ohne ein Wort laut auszusprechen, hatten wir beschlossen, für unsere Freiheit zu kämpfen. Und wenn wir dabei sterben sollten, dann war das so. Dann würden wir mit dem Wissen sterben, alles versucht zu habe. “Gehen wir.”, schlug Mary vor und ich nickte. Zusammen gingen wir in den Hof, wo die Todesser den Kämpfern von Hogwarts gegenüber standen. Einige Todesser bedrohten Hagrid, der den leblosen Harry Potter in den Armen hielt, mit ihren Zauberstäben. “Schließt euch mir an oder sterbt.”, verlangte Voldemort gerade. Meine Eltern begannen, nach mir zu rufen. Alle blickten zu Mary und mir. Mary griff nach meiner Hand und drückte sie leicht.
Voldemorts Sicht:
Ich entdeckte meine Nichte Mary neben dem kleinen Malfoy-Junge auf der Seite von Potters Freunden. “Mary!”, rief ich mit meiner freundlichsten Stimme, “Komm zu mir!”
Sie starrte mich ausdruckslos an. Und was sie dann sagte, brachte mich vollkommen aus dem Konzept: “Nein.”
“Nein?”, wiederholte ich gefährlich ruhig. Wie konnte sie es wagen, sich mir zu widersetzen?
Marys Sicht:
Mein Onkel starrte mich wutentbrannt an. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt eindeutig tot. “Du hattest deine Wahl und hast dich für die Dunkle Magie entschieden.”, erklärte ich fest, “Nun treffe ich meine Entscheidung. Onkel.”
Bei dem letzten Wort keuchten die Kämpfer von Hogwarts kollektiv auf. “Mach jetzt keinen Fehler, Mary.”, warnte Voldemort mich kalt. “Ich mache keinen Fehler.”, informierte ich ihn kühl, “Ich entscheide mich für Harry.”
Noch während ich sprach, zog ich meinen Zauberstab und schoss einen Todeshauch auf Nagini. Gleichzeitig stürzte Neville Longbottom nach vorne und schlug der Schlange mit einem Schwert den Kopf ab. Mein Onkel schoss einen Fluch in meine ungefähre Richtung, den ich mit einem lässigen Schwenker meines Zauberstabes ablenkte. Plötzlich sprang Harry Potter völlig lebendig aus Hagrid Armen. Sofort begannen die Kämpfe erneut. Ich schockte einige Todesser. Dann stand plötzlich meine Mutter vor mir. “Du miese kleine Verräterin!”, spuckte sie mir entgegen. Ich lachte nur. Kalt und emotionslos, wie sie es mir beigebracht hatte. Unser Duell war schnell und voller Todesflüche. Ich verfehlte sie erneut und sie lachte schadenfroh. Die Wut in mir flammte höher, als jemals zuvor. Meine Mutter lachte noch immer. Ich schoss einen weiteren Todesfluch, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Die nächsten Sekunden zogen an mir vorbei, wie in Zeitlupe. In meinen Ohren rauschte es. Die Züge meiner Mutter, die meinen so ähnlich waren, verzogen sich vor Entsetzen, als sie begriff, dass sie nichts mehr tun konnte. Mein Todeshauch traf sie mitten in die Brust und sie ging zu Boden. Ich sank auf die Knie. Dann war Draco plötzlich wieder da. Er setzte sich neben mich und nahm mich in die Arme. Ich weiß nicht, wie lange wir dort saßen, aber irgendwann erstarben die Kämpfe um uns herum und die Rufe aus dem Schloss informierten uns darüber, dass Voldemort tot war. “Komm, lass uns gehen.”, sagte Draco und zog mich mit ihm nach oben. Auf dem Weg klopften uns einige Leute auf die Schultern, lobten uns und sprachen Glückwünsche aus. Vor dem Schloss apparierten wir.